Monday, December 19, 2011

Merry Christmas from Pushkar

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Namaste liebe Freunde oder Ram Ram Sa, so heisst die gehobene Version von Guten Tag in Rajasthan.

Dies brachte uns unser Gastgeber in Rajgarh bei, der ehrenwerte Maharit Prakash Dass. Er ist ein Abkömmling der lokalen Herrscherdynastie, die hier Anfang des 18. Jahrhunderts eine imposante Palast- und Befestigungsanlage errichtete und die bis heute weitgehend erhalten ist.

Rajgarh selbst ist eine kleine Perle in Rajasthan, vom Tourismus noch unberührt und die Herzlichkeit ihrer Einwohner hat uns natürlich sofort in ihren Bann gezogen.
Wir, das sind nebst dem Schreiber Igel, Paola und ihre Hunde Rambo und Caramba, oder eben Ram Singh und Ramoli, die mich bereits seit einer Woche in Bharatpur erwarteten.
Ein herzlicher Empfang - oder doch nicht so ganz?
Aus Scherz jagt mir Paola zum Empfang Caramba auf den Hals, was diese wörtlich nimmt und mich, durch mein Herumgetanze noch angespornt, kräftig in die Wade beisst.
Zwei rote Rinnsale und eine blaue Wade sind die Folge, und wir haben eine neue Geschichte über die wir jetzt noch lachen.

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Igel Paola Ram Singh und Ramoli

Igel und Paola sind mit Tricycles unterwegs und stossen speziell bei der ländlichen Bevölkerung auf ein riesiges Interesse.
In ihrem Windschatten geniesse ich schon fast eine paradiesische Ruhe.
Abgesehen von einigen verirrten Mopedfahrern, die im Begleittross um Igel und Paola herum keinen Platz mehr gefunden haben.

Zurück nach Rajgarh: Weil die Leute alle so nett lächeln und die Sonne schon tief über dem Horizont steht, beschliessen wir Halt zu machen und klopfen an die Tür des lokalen Guest House. Das ist aber voll und wir fragen nach dem nächsten Tempel: "Mandir nasdiq gaha he" ?
Der zu einem kleinen Palast gehört und eben von besagtem Maharit und seinen Angestellten bewohnt wird. Zwei Tage geniessen wir seine Gastfreundschaft in vollen Zuegen und werden mit den lokalen Köstlichkeiten verwöhnt. Ein herzliches Dankeschön an unseren grosszügigen Gastgeber !

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Gruppenbild vor unserer Abreise

Zwei Tage später treffen wir in Jaipur ein, das ich bereits zwei Mal im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit besucht habe.
Nach dem obligaten Besuch der lokalen Sehenswürdigkeiten, u.a. des berühmten Amber Palasts, machen wir uns daran den Hundis einen neuen Anhänger zu bauen, da sich der in Delhi von einem ambitionierten Jungingenieur gebaute bereits in seine Einzelteile aufzulösen beginnt!
Mein damaliger Geschäftspartner Namit Agarwal und sein Betriebsleiter Rajesh Kumar, bieten uns sofort an den Hänger in ihrer Firma zu bauen, und nach einem harten Tag Arbeit werden wir mit einem Anhänger beschenkt, der seinesgleichen sucht.
Wir können es kaum fassen und kommen einmal mehr in den Genuss einer wunderbaren Gastfreundschaft, die uns tief berührt.

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Namit's Onkel und meine Freunde
Mr. Sharma und Namit

Um nun auch unterwegs "mobil" zu sein, kaufe ich mir in Jaipur eine indische SIM Karte und lasse sie mit einer zusätzlichen "Turbo SIM" bestücken, um mein I Phone zu knacken. Das ist innerhalb kurzer Zeit erledigt und anders lässt sich diese untypische Häufung von Reiseberichten nicht erklären :)).

Die Feiertage werden wir in Pushkar verbringen, wo wir gestern eingetroffen sind. Pushkar ist ein uralter Pilgerort am Rande der Thar Wueste und gehoert zu den aeltesten Staedten Indiens ueberhaupt.
Brahma soll hier eine Lotusbluete fallengelassen haben, und wo sie aufgetroffen ist hat sich ein kleiner See gebildet, dessen Wasser von den Hindus als heilig angesehen wird und fuer ihre rituelle Waschungen benutzt wird.

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Pushkar Lake

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Ankunftskomitee beim
abendlichen Sonnenbad

Mittlerweile zu einem Touristenmekka avanciert, strahlt dieser Ort noch immer eine unglaubliche Ruhe aus, die auch uns bald erfasst. Eingelullt von den steten Gesaengen und Mantras, die aus den unzaehligen Tempeln und Ghats auf unsere Hotelterrasse herueberklingen, strecken wir unsere Beine aus und lassen die Seele baumeln.
Im Auland ist Pushkar vor allem für seine Camel Fair bekannt, die alljährlich Hunderttausende von Besuchern anzieht und den verschlafenen Pilgerort in eine riesige Festhütte verwandelt.
Mir haben es diese Tiere mit ihrer stoischen Miene und ihrem bedächtigen Gang ganz besonders angetan. Sie werden vor allem als Arbeitstiere eingesetzt und sind aus dem Alltagsbild Rajasthans nicht wegzudenken.

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Charakterkopf

Bei der heutigen Radtour um den See treffe ich auf einen Jungen, der natuerlich eine Runde auf dem Papalagi drehen will. Velos mit Gangschaltung und modernen Komponenten sind in Indien kaum existent.
Haette ich ihm sagen sollen, dass meine Vorderbremse besser zieht als die Staebchenbremse seines indischen Fahrrads? Vermutlich schon, denn beim ersten kraeftigen Griff in die Bremse baeumt sich der Papalagi auf und der Junge fliegt kopfvoran ueber den Lenker. Aua!!
Gluecklicherweise ist ihm nichts passiert und schon bald ist er von seinen Freunden umringt, denen er gestenreich von seiner Flugshow berichtet.

Mit Igel und Paola reise ich gerne, da wir uns nicht nur sehr gut verstehen, sondern weil mir auch ihre Reisephilosophie zusagt. Durch ihre langjährige Radtour um die Welt, sie haben Deutschland vor 10 Jahren verlassen, haben sie viele Menschen und Kulturen kennengelernt und wissen die Spreu vom Weizen zu trennen.
Bei den abendlichen Gesprächen tauschen wir uns über die Eindrücke des Tages aus und lachen oft und herzlich.

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"Medienstars" :)


Ueber sie komme ich auch auf die tolle Idee, Postkarten mit Bildern meiner Reise zu drucken und sie als Erinnerung an neue Bekanntschaften zu verteilen. Dies wird sehr geschaetzt und freut die Leute sichtlich.

Der weitere Verlauf unserer Reise wird uns dann wohl in Richtung Süden führen, den Zugvögeln gleich da uns bald die erste Kältewelle einholen wird. Und dafür sind wir ja nicht nach Indien gereist!

Euch zuhause wünsche ich ganz frohe Festtage und wünsche Euch alles Gute.

Liebe Grüsse
Matthias

2 comments:

  1. Lieber Herr Aebi
    Ich sehe gerne Ihre Fotos und lese gerne Ihre Berichte. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute auf der Reis. Mit lieben Grüssen R.Hofer

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  2. Lieber Herr Hofer
    Ich habe mich sehr über ihren Kommentar gefreut. Indien ist wirklich ein grossartiges Land mit all seinen Gegensätzen. Ich wünsche Ihnen zuhause alles Gute.

    Liebe Grüsse
    Matthias Aebi

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